Der Pakt mit dem Teufel
Vor Zeiten lebten in einem Dorf zwei arme Burschen. An
einem schönen Sommertag, als alle Welt fröhlich war, lagen sie traurig im Gras, und der eine seufzte:
"Ach, hätte ich doch nur einen Sack voll Geld, wie gut würde es mir dann gehen!"
"Ich für meinen Teil würde meine Seele dem Teufel verkaufen, wenn ich nur einmal reich sein könnte",
meinte der andere, "aber leider werden wir wohl für ewig arme Schlucker bleiben."
In diesem Augenblick rauschte es in dem Weidengebüsch am Rande der Wiese. Die Luft roch plötzlich
nach Schwefel, als ein schwarzer Mann erschien. Da wußten die beiden Burschen: Das war der Teufel!
Er sagte: "Ich gebe euch großen Reichtum. Dafür verlange ich nichts. Aber nach einem Jahr komme
ich wieder. Dann müßt ihr mir eine Arbeit zu verrichten geben. Wenn ich sie in einer Stunde erledigen
kann, dann gehört ihr mir ! Schaffe ich es aber nicht, so seid ihr frei, und das Geld dürft ihr obendrein
behalten!"
"Die Wette gilt!" riefen die Burschen ohne zu zögern erfreut, und im Handumdrehen waren aus ihnen
zwei reiche Herren geworden. Der eine von ihnen lebte fröhlich, doch der zweite wurde seines Lebens
nicht froh. Er dachte immer: Ein Jahr ist bald vorbei, und dann wird mich der Teufel holen! Er verkroch
sich in seinem Haus und überlegte, wie er sich schützen könnte. Er ließ zweitausend Arbeiter anwerben,
die mußten um das Grundstück eine dicke Mauer ziehen. Als das Jahr um war, reichte sie fast bis an
den Himmel. Da freute sich der Mann. Er fühlte sich sicher und dachte: Jetzt kann der Teufel kommen!
Es dauerte auch gar nicht lange, da schaute der Teufel über die Mauer.
"Hallo, mein Freund!" rief der Teufel. "Hast du dir nun eine richtige Arbeit für mich ausgedacht?"
"Ja", frohlockte der Mann, "hier an dieser Mauer haben zweitausend Arbeiter ein ganzes Jahr gebaut.
Wenn du es schaffst, sie innerhalb einer Stunde wieder abzutragen, dann gehöre ich dir."
Da lachte der Teufel höhnisch: "Wenn's weiter nichts ist: das werden wir gleich haben!"
Er krempelte sich die Ärmel auf und begann mit der Arbeit. Hui, wie da die Steine und Felsbrocken
purzelten! Unser Mann in seinem Häuschen aber sah: Die Sache mußte mit dem Teufel zugehen. Es war
nämlich noch keine Stunde vergangen, da hatte der Teufel die Mauer abgetragen.
Der andere Bursche nun hatte sich überhaupt nicht um den Teufel geschert. Der Teufel dachte sich:
Mit dem werde ich ein leichtes Spiel haben!
"Hier bin ich", sagte der Teufel, als er zum zweiten Burschen gelangt war. "Deinen Kameraden habe
ich schon. Es bleibt dir nicht mehr viel Zeit zum Überlegen. Wenn du deine Seele retten willst, dann
sage mir, was ich für dich tun kann, aber ein wenig plötzlich!"
"Oh, Herr Satan, einen Augenblick! Ich kann die teufliche Hast nicht ertragen", sagte der Bursche.
"Ich habe mir nur eine Kleinigkeit für dich ausgedacht. Die Arbeit wird dir nicht viel Mühe machen."
Dabei schnalzte er laut mit der Zunge und fragte den Höllenfürsten: "Hast du gehört, was ich eben
gemacht habe?"
"Natürlich, ich bin doch nicht taub", raunte der Teufel ungehalten. "Du hast soeben einen Schnalzer
losgelassen!"
"Ganz recht, mein Freund", grinste der Bursche."Und nun möchte ich dich bitten, mir diesen
Schnalzer wieder einzufangen. Du hast ein Stunde Zeit."
Dieser Aufgabe stand der Teufel machtlos gegenüber: Der Bursche hatte durch seine Gewitztheit
Leib und Seele gerettet.
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