Der Marienkäfer
Plumps! machte es, als der Marienkäfer vom Apfelbaum fiel.
"Ich werde nie fliegen lernen!" seufzte er. "Nie!"
"Doch, du wirst es lernen, wenn du alt genug dafür bist", sagte der Specht.
"Ach, so lange kann ich doch nicht warten!" rief der Marienkäfer. Der Specht lachte.
"Ich werde das Datum, an dem du zum ersten Mal fliegst, in den Stamm deines Apfelbaumes ritzen",
sagte er.
Plötzlich kam ein Taschentuch angeflattert.
"Das muß der Wind weggeblasen haben!" sprach der Specht. "Komm, ich habe eine gute Idee!"
Und damit wickelte er den Marienkäfer ins Taschentuch und flog hoch in die Luft. Dort ließ er das
Taschentuch los und rief: "Nun flieg mal!"
"Oh, ich kann nicht!" rief der Marienkäfer ängstlich. "Meine Flügel tun weh, ich falle!" Und schon landete er auf einer Wolke.
"Ich kann nicht halten", sagte da eine tiefe Stimme. "Ich nehme an einem Wettkampf teil ... ein Wolkenkampf.
Wir sind schon nahe am Ziel."
"Schön!" sagte der Marienkäfer erleichtert, "du hast mich gerettet, darum will ich dir auch helfen."
Und er hielt das Taschentuch wie ein Segel in den Wind. Bald holten sie die anderen Wolken ein und
gewonnen sogar den ersten Preis.
"Das ist dein Preis", sagte die Wolke und überreichte dem Marienkäfer die große rote Rosette.
"Ohne dich hätte ich nie gewonnen. Komm, ich bringe dich heim."
Bald verabschiedete sich der Marienkäfer von der Wolke, warf die Rosette in seinen Apfelbaum und
sprang ab. Ich muß das unbedingt dem Specht erzählen, dachte er.
"He!" rief da der Specht. "Das ist aber ein kluger, geschickter Marienkäfer!"
"Meinst du etwas mich? Ich ..."
Jetzt erst merkte er, daß er flog. Bisher war er mit anderen Dingen beschäftigt, er konnte fliegen!
"Soll ich das heutige Datum in den Stamm ritzen?" lacht der Specht.
"Nicht nötig", meinte der Marienkäfer, "an der Rosette ist ein Datum dran."
Er befestigte die große rote Rosette stolz am Stamm des Apfelbaumes und vergaß niemals diesen
wunderschönen Tag.
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