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Weihnachtsgeschichten

Der Teufel an der Krippe

Stefan und Michael waren Freunde. Sie gingen in die gleiche Klasse. In ihrer Schule wurde jedes Jahr ein altes Krippenspiel aufgeführt. Es traten auf: Maria und Josef, Engel und Hirten, die drei Weisen aus dem Morgenland -und Luzifer mit seinem höllischen Anhang.

Wenn die Hirten und die Könige ihre Gaben vor der Krippe niedergelegt hatten, trat aus einem dunklen Winkel der Höllenfürst und verspottete das Kind. das in einem elenden Stall zur Welt gekommen war. So frech waren seine Reden, daß Könige und Hirten erstarrten und Maria ihre Hände über das Kind hielt. Plötzlich aber wurde Luzifer von einem Lichtstrahl getroffen. Der Erzengel Michael erschien. An der Spitze seines Speers glänzte ein Stern. Und beim Anblick dieses Sterns brach die Höllenbrut in ein fürchterliches Geheul aus.

»Weiche, du Teufel!« rief Michael, und Luzifer verschwand von der Bühne. Engel, Hirten und Könige stimmten den Schlußgesang an: »Friede den Menschen auf Erden!«

Jahr für Jahr lief so das Spiel ab, und alle waren zufrieden.

Als die Spieler für die neue Aufführung gesucht wurden,

sagte der Lehrer zu Stefan: »Du wirst der Luzifer sein.« Zu Michael sagte er: »Und du der Erzengel, von dem du den Namen hast; beim Spiel seid ihr also keine Freunde.«

Stefan und Michael waren mit ihren Rollen einverstanden. Bei den Proben machten alle eifrig mit.

Einer der Hirten war Walter. Walter konnte Stefan nicht leiden. Die beiden waren schon öfter aneinandergeraten.

Am Tag vor dem Spiel kam es zu einem Zusammenstoß.

Die Nacht über hatte es geschneit. In der Pause fingen ein paar von den Jungen im Schulhof eine Schneeballschlacht an.

Alle machten mit, und bei jedem Treffer wurde gelacht.

Stefan hatte Walter schon mehrmals getroffen. Walter war wütend. Einer seiner Bälle schlug Stefan den Schneeball, den er eben werfen wollte, aus der Hand. Stefan bückte sich, griff nach Schnee, knetete rasch einen neuen Ball, warf und traf Walter im Gesicht.

Walter schrie auf, preßte die Hände gegen die Stirn, und als er sie wegnahm, waren sie blutig. Er stürzte sich auf Stefan, schlug mit den Fäusten auf ihn ein und schrie: »Du Teufel, du Teufel, du!«

Stefan starrte das blutige Gesicht an und wehrte sich nicht.

Der Lehrer trennte die beiden und untersuchte die Schramme.

Stefan sagte: »Ich muß einen Stein erwischt haben.«

»Halb so schlimm!« meinte der Lehrer und nahm Walter mit.

Walter kam mit einem Pflaster auf der Stirn in die Klasse. Als er an Stefan vorbei zu seinem Platz ging, zischte er: »Dir werde ich es schon noch geben, du Teufel!«

Am nächsten Tag fand vormittags die Hauptprobe statt. Alles ging wie am Schnürchen.

Als sich am Abend im kleinen Schulsaal der Vorhang hob, staunten die Zuschauer, Eltern und Kinder, wie sicher die Spieler ihre Rollen gelernt hatten. Keiner blieb stecken. Nur einer der Hirten stotterte, als er seine Gabe vor der Krippe niederlegte. Aber das machte sich gut. Jeder dachte: Dem klopft eben das Herz.

So war es. Walter, der den Hirten spielte, hatte Herzklopfen, weil etwas bevorstand, das nicht geprobt worden war. Nur die anderen drei Hirten waren eingeweiht.

Als Luzifer und seine Begleiter in der dunklen Ecke zu rumoren begannen, warfen sich die Hirten Verschwörerblicke zu.

Luzifer trat hervor und begann seine frechen Reden. Als er rief: »Auf gewöhnlichem Stroh liegst du und willst die Welt vor mir retten", da geschah es: Die Hirten stürzten sich mit ihren Stecken auf ihn.

»Du Teufel!« schrien sie. Und Walter rief laut: »Ihr Könige, gerbt dem Teufel das Fell!«

Die Könige wollten sich von den Hirten nicht übertreffen lassen, wenn es darum ging, Luzifer in die Hölle zurückzujagen. Den Teufeln brachen unter den Schlägen die Homer weg.

Im Saal reckten sich die Köpfe. Die kleinen unter den Zuschauern klatschten begeistert, so gut gefiel es ihnen, wie Könige und Hirten es der Satansbrut gaben.

Da fiel auf die Bühne der Lichtstrahl, der Luzifer treffen sollte. Er traf ein Gefummel.

Als Michael mit dem Stern erschien, sah er Luzifer von allen Seiten bedrängt. Die kleinen Teufel hatten schon die

Flucht ergriffen. Luzifer stand allein gegen eine Übermacht, die ein Hirte anführte, der eine Schramme an der Stirn trug.

Das waren nicht Könige und Hirten, die gegen die Hölle kämpften - hier ließ einer seiner Rache freien Lauf und riß andere hinterlistig mit: Das sah Michael sofort. Sein Freund war in Gefahr. Und Michael schlug drein.

Der Speer mit dem Stern an der Spitze traf zuerst den Rädelsführer, dann die anderen Hirten und schließlich sogar einen der drei Könige, der Luzifer eben von hinten angriff. Könige und Hirten stoben auseinander.

Im Saal war es atemlos still, als Michael rief: »Weiche, du Teufel!« und dabei nicht Luzifer ansah, sondern den Hirten, der sich auf Luzifer gestürzt hatte. Der Angreifer zog sich samt seinen Verbündeten zurück, so zornig fuhr Michael sie an.

Der Stern lag auf dem Boden. Luzifer hob ihn auf. Er hielt ihn dem Erzengel hin.

Michael sah den zerbrochenen Speer an und wußte nicht, was er tun sollte.

Da wandte sich Luzifer zur Krippe, kniete nieder wie vorher die Könige, und er, der Höllenfürst, legte Maria den Stern zu Füßen. Alle anderen Geschenke waren beim Kampf weggefegt worden. Nur die Gabe Luzifers lag vor der Krippe. Und weil es Hirten und Engeln und Königen die Stimme verschlagen hatte, stimmten Michael und Luzifer allein den Schlußgesang an: »Friede den Menschen auf Erden!«

Eine Geschichte von Hans Baumann
Zu finden in dem Buch Weihnachtsgeschichten
von Anne Braun
Lesestufe 8-10 Jahre
ISBN: 3-401-07083-5

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